Oberursel (7. September 2015).- Das City Outlet Bad Münstereifel bietet attraktive Einkaufsmöglichkeiten, passt aber nicht zu Oberursel. Dies ist das Fazit der Oberurseler Bürgergemeinschaft (OBG) nach einer Erkundungsfahrt, zu der sie am vergangenen Samstag (5. September) Mitglieder und Interessenten eingeladen hatte. Die Delegation umfasste mehr als dreißig Personen, darunter auch einige Oberurseler Einzelhändler. Die Schaffung von sogenannten Factory Outlets in Oberursel war vor der jüngsten Oberurseler Bürgermeisterwahl vor allem vom unterlegenen Kandidaten Thorsten Schorr propagiert worden.
Jakob Daniel von der Unabhängigen Wählervereinigung (UWV) Münstereifel informierte die Besucher aus Oberursel umfassend über die Hintergründe und Umsetzung des City-Outlet-Konzeptes. In der Eifelstadt gibt es, wie OBG-Vorsitzender Frank Kothe berichtet, rund 90 Ladenlokale; 43 davon gehören zum City-Outletbetrieb. Die Situation vor Ort lasse sich mit Oberursel nicht vergleichen. Die Kernstadt des 51 Siedlungsbereiche umfassenden 17.000-Einwohner-Städtchens hat etwa 2.500 Einwohner. Bis in die Achtzigerjahre hinein bestimmten Kurgäste und Touristen das Stadtbild. Als die Kur fast zum Erliegen kam und auch die Zahl der Touristen zurückging, lag die Leerstandsquote der Ladengeschäfte noch Mitte vergangenen Jahres bei über 60 Prozent. Nur zwei sogenannte Filialisten gab es noch. Die Gebäude in der Kernstadt verfielen zusehends. Wegen fehlender Arbeitsplätze vor Ort pendeln immer noch 80 Prozent der Arbeitskräfte nach draußen. Wegen anhaltenden strukturellen Haushaltsdefizits steht die Kommune unter besonderer Finanzaufsicht des Landes.
Rettung versprachen zwei einheimische Investoren, die innerhalb weniger Jahre zusammen mit anderen zahlreiche Häuser in der Innenstadt aufkauften und den Rat der Stadt erfolgreich zur Unterstützung des ersten City-Outlets in Deutschland überredeten. Es wurde vor einem Jahr eröffnet und erwies sich laut Jakob Daniel bis jetzt als Besuchermagnet mit einem Einzugsgebiet von 120 Kilometern bis nach Holland und Belgien hinein, auch für Kaufwillige aus Köln und Bonn. Nach Daniels Worten haben die Investoren bis jetzt 30 bis 40 Millionen Euro in das Projekt gesteckt. Die Grundstückspreise und Mieten für Geschäfte sind seit Eröffnung des City-Outlets gestiegen. Das von Gegnern des Projekts befürchtete Verkehrschaos ist bisher ausgeblieben. Im Grunde habe das City-Outlet sehr viele positive Veränderungen hervorgerufen, so Daniel und endlich ist die gespenstische Ruhe in der Innenstadt vorbei.
Insgesamt zeigten sich die Teilnehmer vom City-Outlet positiv überrascht, berichtet Kothe. „Wir haben eine malerische Einkaufsstraße mit fast ausschließlich historischen Gebäuden direkt an der Erft gelegen mit vielen inhabergeführten Gastronomiebetrieben vorgefunden, ein schönes Ausflugsziel. Es wurde auch von den Oberurselern eine Menge gefüllter Einkaufstüten zur Rückfahrt in den Bus gebracht.“
Fraktionsvorsitzender Georg Braun, der zu den Erkundungsreisenden gehörte, bezweifelt, dass das Modell Münstereifel auf Oberursel zu übertragen ist. „Es war wichtig sich vor Ort zu informieren. Wir werden in der Fraktion noch mal darüber reden, wenn sich die Eindrücke gesetzt haben. Vielleicht erwachsen daraus einige kleine Anregungen für die Oberurseler Innenstadt. Grundsätzlich ist Bad Münstereifel nicht Oberursel, und das wollen wir auch so nicht bei uns umgesetzt sehen. Bad Münstereifel hat das Outlet-Konzept eingeführt, als die Stadt sprichwörtlich mit dem Rücken an der Wand stand. Das Konzept ist so nicht übertragbar und die Voraussetzungen sind zu verschieden. Ein Investor der einen hohen zweitstelligen Millionenbetrag investiert und sich von der Politik Vorgaben machen lässt, wird uns nicht zulaufen.“
Wie das Thema nun in den Gremien behandelt wird erscheint der Stadtverordnetenfraktion der OBG mehr als unklar, betont OBG-Fraktionsmitglied Andreas Bernhardt, der auch zu den Teilnehmern der Erkundungsfahrt gehörte. Bürgermeister Brum (SPD) habe eine ergebnisoffene Prüfung in Aussicht gestellt. Der CDU- Ortsvorsitzende und ehemalige Bürgermeisterkandidat Thorsten Schorr habe das Thema mit lautstarker Unterstützung von Fraktionsmitgliedern der CDU auf den Sockel gehoben und als Lösungsmöglichkeit für die Probleme der Oberurseler Innenstadt gepriesen. Letzte Woche sei die CDU zurückgerudert und habe das Thema wegen fehlender politischer Durchsetzbarkeit für erledigt erklärt. Dass sie ihr Scheitern Bürgermeister Brum in die Schuhe schiebe, sei ziemlich kurios. Bernhardt: „ Das Pingpong–Spiel der CDU in Sachen Innenstadt ist mysteriös und lässt keine Strategie erkennen. Die CDU fördert die wichtige Diskussion zur Innenstadtgestaltung in keiner Weise.“